Der Hof Bömken
Das älteste Haus in der Gemeinde Altlünen ist
das der Familie Bömken in der Laakstraße. Modernisierungen
haben den Charakter des Vierständerhauses nicht verfälscht.
Schon die verhältnismäßig geringe Größe
des Hauses zeigt, daß es nicht als Bauernhaus gedacht war,
sondern nur ein Kötterhaus war. Besonders auffällig
ist die lange und inhaltsreiche Balkeninschrift:
O GOTT BEWAHRE MIT DEINER HANDT
DIß HAUS FÜR UNGLÜCK UND FÜR BRANDT
DIE MENSCHEN AUCH FÜR ALLES LEID
GIB GNAD UND SEGEN BEI LEBENSZEIT
UND NACH DEM TOD DIE SELIGKEIT AMEN
ANNO DOMINI 1690 18. MAI
RUDOLPH NAGELL ELISABETH LONNMANN
Wie, so fragt man sich, kommt der Erbauer zu einer Zeit,
die selten mehr als einen Zweizeiler auf den Hausbalken setzt,
zu einer solchen inhaltlich und formal ausgewogenen Inschrift?
Die Frage wird beantwortet durch einen Blick auf den
Erbauer des Hauses.
Das Haus steht nämlich auf altem Küstergrund,
und Rudolph Nagell war Küster, Organist und Lehrer an der
St. Marienkirche.
Er scheint in Münster geboren zu sein. 1674 übernahm
er nach dem Tode des Küsters Schomaker - er war in der Lippe
ertrunken - die Stelle an der Marienkirche.
Rudolph Nagell heiratete Elisabeth Lonnemann am 16. Oktober
1674.
Drei Jahre später veröffentlichte er das erste
allgemeine Gesangbuch im Bistum Münster. Das Büchlein
ist heute nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden.
Es enthält neben den Gesangstexten auch die Noten
und eine Einführung, die von dem musikalischen Verständnis
des Verfassers zeugt. Rudolph Nagell hatte acht Kinder, von denen
eines ihm im Küster- und Lehreramt folgte. Rudolph Nagell
starb im Jahre 1700 in Altlünen.
|